Wenn euch jemand fragen würde, welche Dinge für euch unabdinglich sind, was würdet ihr antworten? Der ipod?
Das Notebook? Die Anzahl anderer Blogs, die ich lese, ist relativ hoch (im Gegenzug liest niemand
diesen hier). Und gelegentlich erstaunen und erschüttern mich die
Wertprioritäten. Bei einigen (wir sprechen hier von schönen, smarten, modernen Menschen) scheint der Existenzsinn darin zu bestehen, möglichst viel "Zeug", ungeachtet der
Ausprägung anzuhäufen. Egal ob Schuhe, Taschen, Kosmetik, Pflegemittel:
überall nur Haul-Berichte, Vorstellungen von neuen Kollektionen und
Neu-Erworbenem. Sind es also diese Dinge sind, die uns
definieren? Mir fällt es schwer das zu glauben. Fakt ist dennoch: an dieser Idee "notwendiger" Dinge hängen billiardenschwere Industrien.
Würde euch von heute auf morgen aller
weltlichen Besitzer entrissen, wie wären eure Empfindungen? Für einige würde sicher eine
Welt zusammenbrechen. Andere würden ein Gefühl der Befreiung erfahren. Im wahrsten Sinne des Wortes: eine
Entlastung. Hinfort mit all den beschwerenden Dingen, die einen an
Orte, Verträge und Menschen ketten. Alles was statisch macht, bremst.
Letzten Herbst habe ich meinen Rucksack gepackt
und mich auf den Weg gemacht einen Freund im schwedichen Abisko zu
besuchen. Abisko liegt 130km von Kiruna im Norden von Lappland. Direkt hin wäre
zu einfach gewesen. Also ein one-way
Ticket nach Koppenhagen und von dort aus improvisieren. Koppenhagen ist ätzend. Bereits am Flughafen Menschen mit 88 und White Pride Tattoos am Hals. Nichts wie weg hier. Koppenhagen, Stockholm, Abisko, per Anhalter und per Zug, hat perfekt
funktioniert. Bereits in diesen ersten Tagen deutet sich an, was mir später immer
bewusster wird: Mir fehlt nichts! ALLES funktioniert bestens. Viel
besser als ich es hätte planen können. In Abisko beginnt der
Kungsleden (der König aller Pfade). Kaum eine bessere Gelegenheit diese traumhafte Szenerie zu
erfahren. Zelt und Schlafsack ins Backpack gestopft. 600km durch die
Berge nach Nikkaluokta und zurück. Je weniger ich dabei habe, je
weniger Dinge klar und vorgegeben sind und je größer der Abstand
zur Zivilisation wird, desto wundervoller werden die Empfindungen. Kein Strom, kein Empfang. Es ist ein tolles
Gefühl zu wissen, dass man nicht mit Hilfe rechnen muss, sollte etwas
passieren. In den Bergen treffe ich Sean, der gerne die Umgebung der Lofoten zum surfen nutzt. Die 400km dorthin scheinen machbar. Eine güstige Gelegenheit sie sich anzusehen. Edding raus, Karton Beschriften, Warten.
Mit Klaas Jan er Anhalter von Abisko nach Narvik. Klaas Jan ist Vater zweier Töchter, von Kopf bis Fuß tättowierter Niederländer und trotz Scheidung immernoch sehr verliebt in seine Ex-Frau. Sie bewohnen in getrennten Trakten eine umgebaute Milchfabrik und sehen sich kaum, vermissen sich aber sehr. Tättowierungen würde er seinen beiden Töchtern verbieten. Er hat veganen Käse und Fincrisp in seinem kleinen Kühlschrank. Wir reden über Gott und die Welt und singen Queen Songs.
In Narvik lässt er mich an einer Shell-Tankstelle raus. Von dort per Anhalter auf die Lofoten. Hände und Lachen sind ausreichende Kommunikationsmittel. Ein reizender älterer Herr erzählt mir dort, dass die Strecke entlang der Fjorde über unglaubliche Brücken führt und Atlantic-Road heißt. Mit Oddbjörn Bredesen per Anhalter also von den Lofoten nach Bodo. Er wünscht sich eine Karte von unterwegs für seine Söhne. Eine Waffel später winken wir uns zum Abschied.
Von Bodo per Anhalter (diesmal auf einem Schiff) drei Tage lang nach Trondheim. Alle Kabinen sind ausgebucht und der Kasinoboden fühlt sich hart und heimisch an. Aom weckt mich mit einer Thai Massage. In ihrem Blick ist Mitleid für meinen Rücken und Sonne aus Asien. Ihr Mann ist Norweger, Lehrer im Ruhestand und wohlhabend. Sie liebt ihn trotz Altersunterschied, will aber ihr eigenes Geld verdienen. Die wohltuende Kunst ihrer Hände hat sich in ihrem 300-Seelen Heimatdort schnell herumgesprochen, so dass sie stets beschäftigt ist. Von Trondheim geht es per Anhalter nach Oslo.
Ich bin nur halbherzige Begleitung und vergesse zu sprechen. Wir halten in Flughafennähe. Das letzte Stück in die Innenstadt fahre ich per Zug. Tage gefüllt von Herzlichkeit, Aufrichtigkeit ,guten Geschichten und menschlicher Wärme. Zwei Punkmädchen geben mir den Türcode für das Blitz. Mit Rahul skate ich nachts an Second-Hand-Shops vorbei und spiele in Pubs scrabble. George wohnt neben uns und findet Morgenkaffe auf dem Bordstein genau so herzwärmend wie wir.
Was könnte ich vermissen? Trotz freundlicher Gastgeber reichen zehn Tagen in Oslo. Ich habe nun grobe Orientierung in der Stadt und Vertrauen in die Menschheit. Also auf nach Island.
Drei Wochen dort reichen um die Insel zu umrunden. Ein zweites Zuhause gefunden, Katzengeburtstag mit Habba-Grace gefeiert, Vigdis Grace High Five gegeben. Ich habe wertvolle Dinge erlebt und buche drei Tage vor meiner letzten Uni-Prüfung einen Flug nach Düsseldorf. Am Flughafen treffe ich Martin, der am Vorabend betrunken mit deiner Zigarette sein Hotelzimmer angezündet hat und eigentlich Konzertveranstalter ist. Die Brandwunden und Verbände passen gut zu seinem Slime T-Shirt. Er bietet mir im Flugzeug sein Käsebrötchen an. Auf dem Flug denke ich an Ben aus Neuseeland. Ben kam gerade aus Südamerika, um sich auf Island ein Kontrastprogramm zu gönnen. Er reiste (schon den 13.en Monat...) mit einem Rucksack der Größe, den jeder Student hier täglich mit zur Uni nimmt. Auf die Frage hin, wie er mit so wenigen Dingen auskommt, erwidert Ben, er sei mit einem großen Backpack aus Neuseeland aufgebrochen. In den letzten Monaten entdeckte er, je weniger er bei sich hatte, desto freier und unbesorgter war er. Im Laufe der Zeit reduzierte er sich auf das Wesentlichste indem er unterwegs absichtlichlich Dinge liegen lies.
Das Betreten der eigenen Wohnung nach längeren Reisen ist erschüttern. Die Sinnlosigkeit der dort angehäuften Sachen erzeugt fast Ekel. Während sich manche schnell aklimatisieren, befällt mich Panik. Alles, das bremst und bindet, muss schleunigst weg. Freunde schütteln stets ungläubig den Kopf, wie man Comic XY oder Platte XY einfach abgeben kann. Doch niemand vermisst etwas. Erleichterung.
Mit Klaas Jan er Anhalter von Abisko nach Narvik. Klaas Jan ist Vater zweier Töchter, von Kopf bis Fuß tättowierter Niederländer und trotz Scheidung immernoch sehr verliebt in seine Ex-Frau. Sie bewohnen in getrennten Trakten eine umgebaute Milchfabrik und sehen sich kaum, vermissen sich aber sehr. Tättowierungen würde er seinen beiden Töchtern verbieten. Er hat veganen Käse und Fincrisp in seinem kleinen Kühlschrank. Wir reden über Gott und die Welt und singen Queen Songs.
In Narvik lässt er mich an einer Shell-Tankstelle raus. Von dort per Anhalter auf die Lofoten. Hände und Lachen sind ausreichende Kommunikationsmittel. Ein reizender älterer Herr erzählt mir dort, dass die Strecke entlang der Fjorde über unglaubliche Brücken führt und Atlantic-Road heißt. Mit Oddbjörn Bredesen per Anhalter also von den Lofoten nach Bodo. Er wünscht sich eine Karte von unterwegs für seine Söhne. Eine Waffel später winken wir uns zum Abschied.
Von Bodo per Anhalter (diesmal auf einem Schiff) drei Tage lang nach Trondheim. Alle Kabinen sind ausgebucht und der Kasinoboden fühlt sich hart und heimisch an. Aom weckt mich mit einer Thai Massage. In ihrem Blick ist Mitleid für meinen Rücken und Sonne aus Asien. Ihr Mann ist Norweger, Lehrer im Ruhestand und wohlhabend. Sie liebt ihn trotz Altersunterschied, will aber ihr eigenes Geld verdienen. Die wohltuende Kunst ihrer Hände hat sich in ihrem 300-Seelen Heimatdort schnell herumgesprochen, so dass sie stets beschäftigt ist. Von Trondheim geht es per Anhalter nach Oslo.
Ich bin nur halbherzige Begleitung und vergesse zu sprechen. Wir halten in Flughafennähe. Das letzte Stück in die Innenstadt fahre ich per Zug. Tage gefüllt von Herzlichkeit, Aufrichtigkeit ,guten Geschichten und menschlicher Wärme. Zwei Punkmädchen geben mir den Türcode für das Blitz. Mit Rahul skate ich nachts an Second-Hand-Shops vorbei und spiele in Pubs scrabble. George wohnt neben uns und findet Morgenkaffe auf dem Bordstein genau so herzwärmend wie wir.
Was könnte ich vermissen? Trotz freundlicher Gastgeber reichen zehn Tagen in Oslo. Ich habe nun grobe Orientierung in der Stadt und Vertrauen in die Menschheit. Also auf nach Island.
Drei Wochen dort reichen um die Insel zu umrunden. Ein zweites Zuhause gefunden, Katzengeburtstag mit Habba-Grace gefeiert, Vigdis Grace High Five gegeben. Ich habe wertvolle Dinge erlebt und buche drei Tage vor meiner letzten Uni-Prüfung einen Flug nach Düsseldorf. Am Flughafen treffe ich Martin, der am Vorabend betrunken mit deiner Zigarette sein Hotelzimmer angezündet hat und eigentlich Konzertveranstalter ist. Die Brandwunden und Verbände passen gut zu seinem Slime T-Shirt. Er bietet mir im Flugzeug sein Käsebrötchen an. Auf dem Flug denke ich an Ben aus Neuseeland. Ben kam gerade aus Südamerika, um sich auf Island ein Kontrastprogramm zu gönnen. Er reiste (schon den 13.en Monat...) mit einem Rucksack der Größe, den jeder Student hier täglich mit zur Uni nimmt. Auf die Frage hin, wie er mit so wenigen Dingen auskommt, erwidert Ben, er sei mit einem großen Backpack aus Neuseeland aufgebrochen. In den letzten Monaten entdeckte er, je weniger er bei sich hatte, desto freier und unbesorgter war er. Im Laufe der Zeit reduzierte er sich auf das Wesentlichste indem er unterwegs absichtlichlich Dinge liegen lies.
Das Betreten der eigenen Wohnung nach längeren Reisen ist erschüttern. Die Sinnlosigkeit der dort angehäuften Sachen erzeugt fast Ekel. Während sich manche schnell aklimatisieren, befällt mich Panik. Alles, das bremst und bindet, muss schleunigst weg. Freunde schütteln stets ungläubig den Kopf, wie man Comic XY oder Platte XY einfach abgeben kann. Doch niemand vermisst etwas. Erleichterung.
Nächsten Monat geht es für mich wieder los. Die Richtung ist noch unklar. Natürlich
one-way, denn alles was perfekt ist, kann man nicht planen. Dinge wieder einfach passieren lassen. Ich weiß jetzt, alles was
ich zum Leben brauche, passt in mein Herz, meinen Kopf und meinen
Rucksack. Und das ist eine Last, die ich nur allzu gerne trage.
Gefühle, Erinnerungen, Eindrücke, Neugier und Tatendrang. Notwendiges ist doch überschaubar.
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