Freitag, 12. Juni 2015

#STILLNOTLOVINGLAOS




„Ihr werdet es hassen, denn es ist fürchterlich. Unerträglich!“, sagt sie und schüttet den sechsten Löffel Zucker in ihren Milchkaffee. „Man kann nicht atmen. Die Luft ist zäh und die Menschen angsteinflößend. Die Armut ist erschreckend und letztendlich werdet ihr genau dort sein, wo alle sind, das machen, was alle machen. Ihr werdet in Luang Prabang Baguettes essen, in Vang Vieng raften, in Vientienne fluchen und feststellen, dass die 4000 Islands alle mehr oder weniger gleich sind. Wirklich fürchterlich.“ Nicht, dass sie sonst zu großer Euphorie neigt, aber in Punkto Laos sind bei Mascha offensichtlich keine Sympathien zu holen. 
Vor vier Jahren strandete sie hier. Mit ihrem Rucksack, leerer Geldbörse und gesunder Perspektivlosigkeit verschlug es auch sie in den thailändischen Norden. Schnell war die slowenische Heimat für die Anhängerin unkonventioneller Wege zu eng geworden und so investierte sie die letzten Rücklagen in ein Flugticket nach Chiang Mai. Auch in diese Stadt hat sie sich nicht verliebt, aber in Stefan, einen Landsmann. Dieser kann sich nicht recht entscheiden, ob er lieber Mann oder Frau ist. Entsprechend schwankt er zwischen den Geschlechtern. Maschas Flexibilität bezüglich ihrer sexuellen Präferenzen spielt diesem Umstand in die Hand. Teilzeit-Homo nennt sie das und so ist sie Lesbe, wenn Stefan einen Lippenstifttag hat. Drei Monate nach ihrem ersten Treffen schlossen sie den ehelichen Bund, vielleicht hitzebedingt, vielleicht durch Gleichgültigkeit. Nur ihre sanften Augen verraten ihre Jugend. 26 sagt der Pass, 36 der durchschnittliche Betrachter. Täglich zwei Schachteln Zigaretten und zu wenig Schlaf haben sie altern lassen. Was es in Asien zu sehen gibt, hat sie gesehen und so soll sie mit ihrem Urteil Recht behalten.
Der Mekong fließt in einem wundervollen Tempo. Steine, Felsen und Müll bremsen seine Strömung und so können wir entlang seiner Ufer Kinder beobachten, die Ziegen hüten oder Greise beim Angeln bewundern. Unser kunterbunter Holzkahn ist schwer beladen. Nur wenige Centimeter Spielraum bleiben zum Wasserspiegel. Streckt man die Hand aus, landet sie im warmen Nass. Schlammiges braun des Flusses trifft auf das dichte Grün der Palmenwälder entlang der Hänge und graue Berge und Hügel reihen sich an einander wie bei einem Oberstufenaquarell. Laos empfängt dich freundlich. Sanft schaukelt der Kahn und so verschläft man die Hälfte der dreitätigen Fahrt flussabwärts vom Heroinmekka des Goldenen Dreiecks. 
Um acht Uhr morgens legen wir an. Nicht alle meistern den Balanceakt über die schmalen Planken zum Ufer mit ihrem schweren Gepäck problemlos. Drei Tage Sitzschlaf unterstützen diesen Umstand ebenso wenig. Mit neuen Freunden vom Kahn und vier Hühnern teilen wir uns ein Tuk Tuk nach Luang Prabang. Das Weltkulturerbe ist ein Touristenzentrum. Glücklicher Weise haben uns Freunde eine friedvolle Unterkunft in einem zurückgezogen Gasthaus gesichert. Schöner Garten, Zimmer wie daheim und 2 Dollar die Nacht inklusive Wäscheservice. Die Luft ist so nass, dass sie tatsächlich zähflüssig erscheint. Unser Kleidung klebt am Körper und Schweißperlen finden sich nicht nur in unseren Gesichtern. Trotzdem fühlen wir uns wohl. Unzählige Mopeds, Palmensäume, Tempelruinen und etlicher dieser kleinen Geschäfte, die nicht unmittelbar verraten womit sie handeln. Göttermasken, Papierkronen, Duschköpfe? Wer weiß das schon....

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