Freitag, 14. Februar 2014

Rückfall ins Menschliche

Den Raum zwischen zwei Orten füllt eine gewisse Magie. Er ist weder das eine noch ist er das andere und was er genau ist, lässt sich so leicht gar nicht sagen. Seine Kraft speist sich aus der Bewegung, aus dem Weg, aus dem Nicht-Verweilen. Was aber passiert, wenn man nun in dem einen oder auch dem anderen ankommt? Wenn der Mensch mit den Orten konfrontiert wird? Eine dumpfe Stille, die nach mehrwöchigem Reisen im Kopf hallt sobald die Bewegung stoppt. Fürchterlich leise. Befremdlich. Kalt und durchaus unbequem. Gemütlich ist das nicht.
Wohl daher vermeidet die Generation, der ich zugehöre, ein Innehalten. Hetzen von einem Städtetrip zum nächsten. Von der Party zum Auslandssemester, vom Praktikum zum Erlebnisurlaub. Immer schneller, fast einem Wettbewerb gleich. Wem gelingt es wohl mehr Abenteuer in eine Zeitspanne zu pressen? Aber bestimmte Lebensphasen fordern nun einmal Bekenntnisse, oder so meint man zumindest. Auf einen Job festlegen: ok. Auf eine Stadt festlegen: o.k. Auf einen Menschen festlegen: Arrgghhhhh! Darüber reden wir später nochmal. Einfach dem Impuls folgen. Bedenkenlos habe ich meine sieben oder fünfzehn Sachen gepackt und den vermeintlichen Traumjob angenommen. Frei von Vorurteilen der Stadt oder Menschen gegenüber. Neue Menschen lernt man ja überall kennen. Kein Kunststück. Das sollte auch hier nicht schwer fallen. Inne halten. Dort sein. Stehen. Zumindest kurz.
Doch alles ist anders, der Plan ein Fehlkonstrukt, statisch der Realität nicht gewachsen. Dabei gab es doch gar keine Erwartungshaltung …
Und alles ist leise. Der Job nicht meins, die Stadt immer noch fremd, die Menschen nett aber noch nicht vertraut. Kein guter Start. Uns verbinden keine zehn Jahre, keine betrunkenen Morgen, keine überflüssigen Tränen und keine peinlichen Aussetzer. Deine Freunde warten in sechs Stunden Fahrtdistanz. Ich fühle mich fremd und falsch. Das ist nicht unbedingt die Antwort, die Menschen bei einer Befindensfrage hören wollen. Doch das ändert nichts am Zustand. Ich spüre Verunsicherung und Angst. In jeder Faser. An der Stadt liegt es nicht. Dieser Schleier des Misstrauens lässt das schöne Bild nur nicht ganz zu mir durch. Meine Gedanken und Bewegungen sind irgendwie gelähmt. So kann man nicht tanzen. Nicht im Raum, nicht am Ufer entlang und schon gar nicht durchs Leben. Und obwohl mir bewusst ist, dass ich diesen Zustand nur selbst ändern kann, fühl ich mich machtlos. Auch das passiert. Stolpern ist Menschensache, macht menschlich. Repräsentativ ist es nicht. Alle streben nach Mühelosigkeit, nach Leichtigkeit, einer geraden Linie. Damit kann ich gerade nicht dienen. Und weil dem so ist, umarme ich den Umstand so wie er ist. Ich lasse mich fallen in mein Mensch Sein. Ins Menschliche. Mein Rückfall. Und auch das ist ok. Vielleicht muss ich einfach nur eine Weile die Füße still halten.

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